Das Entsetzen war groß in Köln in den vergangenen Tagen, und
es zog sich durch alle Schichten und Altersklassen. Ich bekam die Welle von
Anteilnahme in den Medien mit und im Vereinsheim, wo ein Kondolenzbuch auslag.
Ich spürte die Wertschätzung und Liebe, die Ulonska genossen hat, bei der
Gedenkfeier in St. Aposteln. Die Bläck Fööss sangen, und die Fortuna-Spieler
trugen den Sarg. Es war ergreifend, ebenso wie die anschließende Beisetzung auf
Melaten, wo viele Freunde und Weggefährten von Klaus Ulonska
zusammenkamen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, darunter auch viele Anhänger
von Fortuna Köln. Ich hatte mit den Tränen zu kämpfen, als ich mich auf dem
Friedhof von Klaus’ Frau Helge verabschiedete und ihr für alles dankte, was sie
und ihr Klaus zehn Jahre lang für die Fortuna getan haben.
Schon in jungen Jahren begeisterte sich Ulonska für den
Sport, dem er in verschiedenen Bereichen sein Leben lang treu blieb. Für den
ASV Köln war er als Sprinter über 100 und 200 Meter sowie als Staffelläufer
über die 4 x 100 Meter aktiv. Mit der Staffel wurde er 1962 Europameister. Nach
seiner aktiven Karriere blieb er dem Sport weiterhin verbunden. Er war über
viele Jahre Präsident des Kölner
Eis-Klubs, wirkte als Organisator der großen Leichtathletik-Sportfeste des ASV
und setzte sich für die Gründung des Kölner Seniorensportvereins sowie des
Kölner Behindertensportvereins ein.
Auch außerhalb des Sports war sein Schaffen breit gestreut.
Als Mitglied des Traditionskorps der Altstädter Köln lebte er seine
Begeisterung für den Karneval und das
Kölner Brauchtum aus. 1973 gehörte er als Jungfrau Claudia dem Kölner
Dreigestirn an. Seitdem leitete er unzählige Sitzungen, zumeist als Clown
verkleidet. Kaum ein anderes Kostüm hätte seine Lebensfreude besser ausdrücken
können.
Denn Klaus Ulonska war ein durch und durch positiver Mensch,
ein gläubiger Mensch, dem alle gleich viel wert waren und der für jeden ein
offenes Ohr hatte. Als Ratsherr der Stadt Köln arbeitete er unermüdlich zum
Wohl der Stadt, später setzte er sein soziales Engagement auf anderer Ebene
fort, beispielsweise als Unterstützer des Kölner Obdachlosenfrühstücks. Für
seinen Einsatz für die Menschen von Köln und seine vielfältigen Verdienste um
den Sport wurde ihm 2014 das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Mir wurde Klaus Ulonska bekannt, als er 2004 die Geschicke
von Fortuna Köln übernahm. Es war eine Zeit, in der die Fortuna sowohl
finanziell als auch sportlich in ziemliche Schieflage geraten war. Nach dem Tod
von Jean „Schäng“ Löring rutschte der Verein bis in die 5. Liga ab, der Konkurs
schien kaum noch abzuwenden. Der Südstadtclub stand vor dem Aus.
Damals, so weiß es die Legende zu berichten, schellten ein
paar enthusiastische Fortuna-Fans bei Klaus Ulonska, um ihn als neuen starken
Mann für die Fortuna zu gewinnen. Er wollte nicht, zunächst, doch seine Frau
Helge bat die Fans in die Wohnung. Ein stundenlanges Gespräch folgte, an dessen
Ende sich Ulonska bereiterklärte, es zu machen – für sechs Wochen. Aus diesen
sechs Wochen wurden mehr als zehn Jahre.
Eine schöne Sache – und eine, die im Fußball ganz und gar
ungewöhnlich ist – drückt die Beliebtheit von Klaus Ulonska aus. Nicht nur
Kölner bringen ihm große Sympathie entgegen, sondern auch die Fans der
Gastmannschaften waren von ihm begeistert. Bei Heimspielen begrüßte Ulonska
sämtliche Gästefans persönlich. Das wurde ihm niemals zuviel. »Wer war dieser
freundliche Mann eben?«, wurde dann häufig gefragt. Und groß war die
Überraschung, wenn es hieß: »Klaus Ulonska, der Präsident von Fortuna Köln.«
In den sozialen Netzwerken fiel es mir in den vergangenen
Tagen besonders auf. Die Anteilnahme über Ulonskas Tod kommt von
Fußballanhängern aus ganz Deutschland, die mit ihren Vereinen auf die Fortuna
getroffen sind: ob von Preußen Münster oder den Bayern, den Stuttgarter Kickers
oder Borussia Dortmund. Voller Wärme und Mitgefühl war der mehrseitige Nachruf
eines BVB-Fanclubs über den „sympathischsten Fußballpräsident der Welt“.
Längst zur Legende geworden ist Klaus Ulonskas Spendenball.
Mit dem durchschritt er bei jedem Heimspiel die Reihen der Besucher, um Geld zu
sammeln für die Jugendmannschaften der Fortuna. Denn die vielen hundert Kinder
und Jugendlichen aus 23 Nationen, die bei der Fortuna kicken, waren ihm –
ebenso wie seinem Vorgänger Jean Löring – eine Herzensangelegenheit.
So oft ich Klaus Ulonska begegnete, er war nie abweisend,
hatte niemals schlechte Laune. »Viel
Glück und Segen auf allen Fortuna-Wegen«, so pflegte er stets zu sagen. Mit
seinem sonnigen Gemüt und seiner Herzlichkeit lachte er gern und viel. Nur
einmal habe ich ihn anders gesehen, nämlich nach dem entscheidenden
Relegationsspiel in München gegen die zweite Mannschaft der Bayern. Nach dem
Fortuna-Erfolg und dem Aufstieg in die 3. Liga heulte Klaus Rotz und Wasser. Es
waren Tränen der Freude und der Erleichterung. Er hatte sein Ziel erreicht –
eigentlich nur ein weiteres Zwischenziel, denn mit einem Auge schielte er für
die kommenden Jahre bereits auf die 2. Liga. Diesen Traum wird er sich und den
Fortuna-Anhängern nun leider nicht mehr erfüllen.
Klaus Ulonska hat ein großes, ein respektables Lebenswerk
hinterlassen. Dieser freundliche, herzensgute und sympathische Mann wird der
Fortuna ebenso sehr fehlen wie vielen anderen Menschen in Köln. Sein Verlust
ist kaum zu kompensieren. Noch vor kurzem haben wir ein paar Worte gewechselt, und wie immer sprühte er vor Energie. Nichts ließ ahnen, dass er schon bald nicht mehr bei uns sein würde. Ich danke Klaus und seiner Frau Helge für alles, was
sie für die Fortuna getan haben. Wo wären wir heute ohne euch?
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