Freitag, 10. August 2012

Kurzauftritt im österreichischen Fernsehen

Auch bei unseren Nachbarn in Österreich gibt es diverse Privatsender. SERVUS TV bespielsweise ist in Salzburg ansässig. Der Sender beschäftigte sich in einem Bericht mit Zugriffsmöglichkeiten auf Daten und Leseverhalten von eBook-Nutzern seitens Verlagen und Anbietern. Ich erhielt dazu vorab folgenden Pressetext:
"Konnte das Interesse an den Büchern bisher nur im Nachhinein aus Verkaufszahlen und Rezensionen ausgelesen werden, stehen mit E-Books nun eine Vielzahl von Echtzeitdaten und -statistiken bereit. „Der jahrhundertealte private, zurückgezogene Akt des Lesens ist durch das Aufkommen elektronischer Bücher zu einer messbarem und quasiöffentlichen Aktivität geworden“, so das „WSJ“.

Denn E-Reader zeichnen jede Menge Daten zu Vorlieben und Gewohnheiten ihres Nutzers auf. Wie lange braucht der Leser für das ganze Buch? Wie oft macht er Pause bzw. wo wird am häufigsten abgebrochen? Wird es ein zweites Mal gelesen? Wo und wie oft werden Notizen eingetragen oder Passagen an Freunde weitergeleitet? Welche Stichwörter werden bei der Suche nach neuer Lektüre verwendet? Dank integrierter WLAN- oder UMTS-Verbindung gehen all diese Informationen in regelmäßigen Intervallen zurück an die Hersteller.

Amazon weiß, was du letzten Sommer gelesen hast

Amazon (Kindle), Barnes & Noble (Nook), Apple (iBookstore) und Google (Google Books) erheben über ihre E-Reader und die Apps für Tablets und Smartphones derart Daten ihrer Nutzer. Amazon listet auf seiner Website zum Beispiel die meistmarkierten Textpassagen der Kindle-User auf. Die Buchhandelskette Thalia erklärte auf Anfrage von ORF.at, dass man in ihren E-Readern (Cybook und Oyo) derzeit auf Techniken zur Userverhaltensanalyse verzichte."
Von derlei Praktiken war mir nichts bekannt. Da ich, der ich ein Buch immer noch als Printausgabe in der Hand halten muß, aber keine eBooks lese, habe ich mich mit dem Thema noch nicht beschäftigt. Ein Anruf aus Salzburg veranlaßte mich, das zu ändern. Um es klar zu sagen: ich halte eine solche Datenerfassung für äußerst bedenklich, besonders wenn der Leser nicht vorab darüber in Kenntnis gesetzt wird. Wie erwähnt, ich wußte nichts von dieser Praktik. Ich bin sicher, daß es vielen Nutzern von eBook-Readern ebenso geht.

Ronnie Hitz von SERVUS TV beabsichtigte, in den Bericht ein kurzes Statement eines Schriftstellers einzubauen. Da wir uns persönlich kennen - er stammt aus Köln und ist erst im vergangenen Jahr nach Österreich gezogen - und er für CENTER TV schon einen Bericht über meine Schreiberei gemacht hatte, verfiel er auf mich. Da der Bericht noch am gleichen Tag auf Sendung gehen sollte und es eilte, hatte ich nichts dagegen einzuwenden. Der Dreh sollte auch schnell über die Bühne gehen, also nicht mehr als ein paar Minuten in Anspruch nehmen.

Letztendlich dauerte er rund anderthalb Stunden, was aber nicht tragisch war. Ich traf mich keine zwei Stunden nach dem Telefonat mit einem Aufnahmeteam in der Grünanlage von Sankt Pantaleon, für mich gleich auf der anderen Straßenseite gelegen. Dabei erhielt ich einen Einblick in die Schwierigkeiten, mit denen sich Fernsehteams herumschlagen. Die Sonne verschwand hinter den Wolken, die Sonne kam wieder hervor. Von der Straße drang Autolärm herüber. Im Park nebenan bellte plötzlich ein Hund. Ein Passant lief durchs Bild. Im Aufnahmebereich der Kamera stand etwas, das dort nichts zu suchen hatte. All das sind Dinge, die einen Abbruch und Neustart beziehungsweise eine Wiederholung erforderlich machen.

Die Sendung lief noch am selben Abend bei SERVUS TV, und ich bin nicht länger als eine halbe Minute zu sehen. Witzig war der Dreh dennoch. Als ich mich dann selbst in der Glotze sah, kam ich mir schon ein wenig peinlich vor. Ronnie Hitz versicherte mir aber, das ginge jedem so, der es nicht gewohnt ist, sich selbst im Fernsehen zu sehen, und ich käme durchaus gut rüber. Na schön, ich nehme das mal so hin.

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