Donnerstag, 16. August 2012

Geek 1 hinterläßt Ratlosigkeit


Als ich erfuhr, daß ein neues Magazin für Science Fiction auf den deutschen Markt kommt, war ich sehr gespannt auf die erste Ausgabe. In den Zeitschriftenläden in meiner Nähe war Geek 1 nicht zu bekommen, aber im Bahnhofshandel wurde ich fündig. Das zweimonatlich erscheinende Periodikum widmet sich, wie ich dann erfuhr, nicht nur der Science Fiction, sondern zudem Fantasy und Horror. Verwandte Genres mit einzubeziehen finde ich auf jeden Fall gut.

Was habe ich von dem neuen Magazin erwartet? Schwer zu sagen. Aber, um es vorweg zu nehmen, auf jeden Fall etwas anderes als das, was ich schließlich in der Hand hielt. Das liegt vor allem an den Artikeln, die mit einer gewissen Substanzlosigkeit daherkommen. Ich habe den Eindruck, man scheut sich, thematisch in die Tiefe zu gehen, statt nur an der Oberfläche zu kratzen. Das ist übrigens eine Entwicklung, die ich seit geraumer Zeit auch bei anderen Zeitschriften feststelle, beispielsweise beim Rolling Stone, den ich seit vielen Jahren lese. Ist das nun dem oberflächlichen Zeitgeist geschuldet oder der defizitären Aufmerksamkeitsspanne der Leser?

Geek 1 legt los mit Prometheus. Kein Wunder, Ridley Scotts neues Werk - ist Prometheus nun das ursprünglich geplante Prequel zu Alien, oder ist es eine eigenständige Produktion? - ist derzeit omnipräsent. Hier geht es schon los. Es gibt eine Menge Abbildungen, Fotographien und Portraits der Darsteller, doch der Artikeltext macht zusammengenommen kaum mehr eine halbe Seite aus. Dieses Manko wird zum Glück ein wenig relativiert durch das anschließende Interview mir Ridley Scott. Zum Thema passend, folgt als Dossier Alien eine Betrachtung rund um die vier Alien-Filme. Auf sage und schreibe 17 Seiten findet sich so gut wie nichts Neues, und daß es Aliens zum Spielen und Liebhaben gibt, läßt mich nun wirklich kalt.

Überhaupt ist Geek 1 sehr filmlastig. Gibt es dafür nicht schon Cinema und ähnliche Hefte? Spiderman folgt auf The Dark Knight Rises, Reality XL auf The Avengers. Sogar John Carter muß dann noch einmal herhalten, um zu erfahren, wie man einen Flop dreht. Auf den zwei Seiten dieser Kolumne hatte ich erneut den Eindruck, daß der Text die Bilder auflockern soll und nicht umgekehrt.

Der Relaunch der DC-Superhelden ist ebenso wenig mein Thema wie Star Trek im Comic oder Online-Spiele wie die Angry Birds. Der Bericht zur diesjährigen FedCon besteht dann einmal mehr zu drei Vierteln aus Bildern. Geradezu peinlich ist die Doppelseite, die als Interview mit Jamie Bamber verkauft wird. Unter "5 Fragen, nix sagen" antwortet Bamber, der Lee "Apollo" Adama aus Battlestar Galaktika wortlos, nämlich nur mit Gesten und recht dümmlichen Gesichtsentgleisungen. Das hat etwas von einem Fotoroman in der Bravo.

Immerhin gibt es einen fünfseitigen Romanblock, freute ich mich. Doch zu früh gefreut. Die ersten beiden Seiten beschäftigen sich mit der Bastei-Heftromanserie Maddrax. Wie kommt Geek ausgerechnet auf Maddrax? Die Erklärung findet sich ganz hinten im Heft. Mit Claudia Kern und Sascha Vennemann gehören eine ehemalige und ein aktueller Maddrax-Autor dem Redaktionsteam von Geek an. Ist ja nicht schlimm, denn nichts gegen Maddrax. Ich habe zwar nur einige wenige Hefte gelesen, aber die haben mir gut gefallen. Doch statt mit einem schönen Artikel aufzuwarten, gibt es einen überschaubaren Text, der auch als Pressemitteilung hätte durchgehen können. Muß ich noch erwähnen, daß auch hier die Hälfte des zur Verfügung stehenden Platzes für Illustrationen draufgeht? Auf den verbleibenden drei Seiten werden aktuelle Bucherscheinungen der phantastischen Genres vorgestellt. Gute Sache - eigentlich. Pro Magazinseite gibt es aber gleich sechs Romane. Daß man in solcherlei Besprechungen nicht mehr unterbringen kann als in einem Klappentext dürfte einleuchten. Als Überblick nett, zumindest eine oder zwei ausführliche Rezensionen würden Kompetenz der Redaktion und mein Lesevergnügen aber gewaltig aufwerten.

Man sieht, ich bin mit der Debutausgabe des neuen Magazins nicht warm geworden. Liegt das nun am mangelhaften Inhalt des Erstlings, an meiner eigenen, anscheinend falschen Erwartungshaltung oder schlicht daran, daß ich doch nicht zum Zielpublikum gehöre? Ich denke, nach der zweiten oder dritten Ausgabe werde ich es wissen. Auf jeden Fall wünsche ich Geek viel Erfolg und ein langes Bestehen.

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