Mittwoch, 5. März 2014

Karneval im Wald

Ich bin ein Karnevalsjeck. Das war schon immer so, von klein auf. Seit meiner Kindheit war ich an den närrischen Tagen unterwegs. Oder in der fünften Jahreszeit, wie die Tage von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag auch genannt werden. Anfangs war ich zumeist als Cowboy verkleidet. Klar, Indianer wollte keiner sein, weil die in den Filmen zum einen immer die Bösen waren und zum anderen immer starben. Eine differenzierte Darstellung von Indianern kam in Filmen damals selten vor, und wenn, hätte man sie als Kind nicht richtig verstanden. Die Cowboys waren halt per se die Guten. Außerdem machte es viel mehr Spaß, mit einem Revolver mit Knallplättchen zu schießen, die ordentlich "Bumm" machten, als mit einem lautlosen Bogen.

Meine Motivation, die Umzüge anzuschauen, hat sich im Laufe der Jahre immer weiter verändert. Wäre ja auch komisch, wenn nicht. Im Kindesalter war die Jagd nach Kamellen meine Triebfeder. Damals ließ ich dem Instinkt des Jägers und Sammlers noch freien Lauf. Später dann, als Jugendlicher, ging es vorrangig darum, mit Kumpels und Mädels am Zugweg abzuhängen, Bier zu trinken, Blödsinn zu machen und anschließend möglichst eine der jungen Damen abzuschleppen. Letzteres hat mal mehr und mal weniger gut geklappt, während der Bierkonsum regelmäßig zu seinem Recht kam. Seit Jahren schon stehe ich am Zugweg, um mir Fußgruppen und Mottowagen anzuschauen und den Klängen der Spielmannszüge zu lauschen.

In diesem Jahr habe ich so wenig von Karneval mitbekommen wie selten zuvor. Ich kann mich überhaupt nur an ein Jahr erinnern, das ich karnevalsabstinenter verbrachte als 2014. Doch ich wußte es vorher. Da von Freitag bis Sonntag die Ren Dhark-Konferenz stattfand, vermied ich es weitgehend, mich Weiberfastnacht ins närrische Treiben zu stürzen. Ein paar Bier zuviel vertrage ich längst nicht mehr so gut wie zu früheren Zeiten, und ich wollte Freitag ja ausgeruht und munter sein. So sah ich mir nur den Zug der Karnevalsgesellschaft Jan und Griet an, den ersten Umzug in jedem Jahr, der am Severinstor startet und durchs Vringsveedel zieht.

Sonntag Abend, nach der erfolgreichen Konferenz, ließ ich es dafür richtig krachen. Ich war bis spät in die Nacht in meiner Stammkneipe, der Griechenschänke. Was sich am Rosenmontag bemerkbar machte. Ich fühlte mich nicht besonders gut. Nach einem viertelstündigen Abstecher zum Zoch zog ich es vor, wieder nach Hause zu gehen. Praktischerweise erfordert es keine weiten Wege, wenn man in der Innenstadt wohnt. Dafür besuchte ich am Dienstag den vergleichsweise kurzen Zollstocker Zug und unternahm im Anschluß einen Abstecher ins Vereinsheim von Fortuna Köln, wo karnevalistischer Ausklang herrschte. Abgerundet wurden meine spärlichen diesjährigen Aktivitäten durch die Nubbelverbrennung seitens der Griechenschänke. Dabei habe ich zum ersten Mal den Nubbel getragen und an seiner Hinrichtungsstätte niedergelegt. Mit Hilfe von ein wenig Spiritus hat der staatse Kähl sein Puppenleben dann auch bestimmungsgemäß ausgehaucht.

Ich erwähnte oben, daß ich mich nur an eine Gelegenheit erinnere, wo der Karneval mir versagt blieb. Das war zu meiner Bundeswehrzeit. Ich war auf einer Übung, und zwar auf dem Truppenübungsplatz Bergen, wenn ich mich nicht irre. Der Großteil der Jungs kam aus Köln und Düsseldorf, und Lust auf Karneval hatten sie alle. Alaaf oder Helau war in dem Fall völlig egal. Wir schlichen uns nachts, vermutlich am Rosenmontag, aus den Baracken und schlugen uns tief in den Wald. Irgendwer hatte am Vortag ein paar Kästen Bier organisiert, die der Cheffahrer mit seinem Iltis ins Unterholz kutschierte, wo wir uns dann zu nächtlicher Stunde trafen. Ich glaube, es war ziemlich lustig. Und es belegt, daß Kölner und Düsseldorfer ganz ordentlich gemeinsam Karneval feiern können.

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