Wenn man sich nach Jahren noch an Romane erinnert, nach Jahrzehnten gar, dazu an solche aus einer Heftromanserie, und wenn diese Erinnerung uneingeschränkt positiv ausfällt, dann ist das Bewertung dieser Werke genug. Mir geht es beispielsweise so bei Planet der Puppen und bei Welt ohne Menschen, bei Der Zeitlose, bei Laire, bei Die Kaiserin von Therm und dem fulminanten Doppelband Bardioc und Kosmischer Alptraum. All diese Romane haben etwas gemeinsam. Sie alle wurden in der Perry Rhodan-Serie veröffentlicht und - was viel bemerkenswerter ist - sie stammen aus der Feder ein und desselben Mannes. Nämlich aus der von William Voltz.
Als WiVo am 24. März 1984 starb, war er gerade einmal 46 Jahre alt. Ich war damals glühender Voltz-Anhänger, wofür oben aufgeführte Romane maßgeblich mitverantwortlich sind. Willis Tod bedeutete für einen jungen Leser und Fan wie mich einen schmerzhaften Schlag. Ich hatte ihm mal einen Brief an die Redaktion geschrieben, fragte neugierig und spekulierte, wie sich wohl dieser Themenstrang weiterentwickeln und wie jener enden würde. Ich erhielt wirklich ein Antwortschreiben, in dem er auf alle Punkte einging, wenn verständlicherweise auch äußerst vage. Unterschrieben war der Brief von Willi Voltz - ich glaube, er schrieb immer Willi statt William -, und ich war stolz wie Oskar.
Es waren diese, seine großen kosmischen Romane, die mich in den Bann schlugen. Doch generell gelang William Voltz immer wieder dieser Spagat in seinen Geschichten. Er schilderte Ereignisse mit gewaltigen, nahezu unüberschaubaren kosmischen Zusammenhängen und baute diese häufig um den kleinen Mann herum auf, der sich unversehens in Geschicke verstrickt sah, die nicht für ihn gemacht zu sein schienen, in denen er sich in einem übergeordneten Interesse aber behaupten mußte - und häufig genug tatsächlich behauptete. Was aber nicht selten dazu führte, daß diese "Kleinen Helden", wie Wolf Maahn solche Menschen besingt, am Ende daran zugrunde gingen. Diesbezüglich ziehe ich immer gerne die Parallele zu Philip K. Dicks Protagonisten, ordinary people, ganz normalen Menschen, die sich in einem unüberschaubaren Kosmos zurechtfinden müssen.
Ein weiterer in der Reihe dieser kosmischen Romane war der Meilenstein Band 1000, der, wie ich mich heute noch zu erinnern glaube, bei der Leserschaft wie eine Bombe einschlug. Deutlich wie nie trat in Der Terraner Voltz' humanistisches Weltbild in den Vordergrund, welches zweites großes Thema war neben seiner Vision, die er in Perry Rhodan als roten Faden verwendete. Die Vision von einer geeinten Menschheit, die nicht lediglich existiert und irgendwann vergeht, sondern die in einem kosmischen Plan eine Aufgabe hat, eine Bestimmung. Diese Vorstellung gefällt mir bis heute.
Willi Voltz war mein Lieblingsautor bei Perry Rhodan, an dessen beste Romane die seiner Kollegen um Längen nicht herankamen - was sich bis heute und in meiner Nachbetrachtung übrigens nicht geändert hat, auch wenn es danach einen Thomas Ziegler gab und viel später einen Robert Feldhoff, sowie auch die von mir geschätzten Kölner Recken Horst Hoffmann und Peter Terrid, ebenso Hubert Haensel.
Nur einmal hat WiVo mich erschüttert. Ich war geradezu vernarrt in Ganercs Puppenzivilisation auf der Welt Derogwanien. In Heft 944 wurde am Ende das Aussterben der Puppen angedeutet. Ich war dermaßen entrüstet, daß ich für ein Fanzine eine Kurzgeschichte schrieb, in der dieser Umstand abgeändert wurde. Die Puppen sollten weiterexistieren. Sie mußten weiterexistieren. Ich hielt es für meine hehre Aufgabe, dafür Sorge zu tragen.
Jahre später entstand aus dieser Fan Fiction der Roman Rückkehr nach Derogwanien, der als Perry Rhodan-Taschenbuch in der Reihe der Planetenromane erschien und später als Taschenheft mit dem abgeänderten Titel Tod über Derogwanien wiederveröffentlicht wurde. Zweifellos ist WiVo einer jener Autoren meiner Kindheit und Jugend, die mich zum Schreiben gebracht haben, Voltz mit obiger Geschichte sogar in ganz besonderer Weise.
Ich habe gestern ein Foto von Willi veröffentlich und füge heute ein weiteres hinzu. Beide sind irgendwann in den Siebziger Jahren entstanden. Mein Lieblingsautor gab in Köln eine Autogrammstunde, in der im Kellergeschoß untergebrachten, längst nicht mehr existenten Buchhandlung eines längst nicht mehr existenten Kaufhauses am Neumarkt. Wenn ich mich richtig erinnere, war ich noch zu klein, um allein hinzugehen, sodaß meine Mutter mich begleitete. Mit meiner kleinen Ritsch-Ratsch-Kamera machte ich jede Mengen Aufnahmen von meinem Idol, das plötzlich vor mir saß. Zwei dieser Fotos habe ich dann Jahre später mit zu einem Con genommen, um sie mir von Willi signieren zu lassen. Es dürfte mein erster Con überhaupt gewesen sein, der Weltcon 1980 im Rosengarten in Mannheim. Die beiden Fotos mit Autogramm werden verständlicherweise gehütet wie mein Augapfel.
Eine Trivia am Rande sei noch erwähnt. William Voltz schrieb gelegentlich unter zwei Pseudonymen. Eins davon lautete Ralph Steven. Dies sind die Vornamen seiner beiden Söhne. Mit Ralph arbeite ich heute und schon seit Jahren zusammen. Er liefert nämlich sämtliche Titelbilder für Ren Dhark. Steven freue ich mich auf dem kommenden Coloniacon zum wiederholten Mal in Köln begrüßen zu dürfen. Und Willi wird immer mein liebster Rhodan-Autor bleiben.
Schöner Artikel! Ich kann viele Empfindungen nachvollziehen, ging mir damals ja teilweise sehr ähnlich.
AntwortenLöschenDer Titel des Blogartikels ist ja auch die Grußformel seiner Eröffnungsrede 1980 gewesen.
AntwortenLöschenGenau, Thomas. Deshalb habe ich die Überschrift gewählt. Ich hatte noch überlegt, ob ich im Artikel auf den Hintergrund eingehe - wollte aber sehen, ob sich jemand daran erinnert. Bingo! :-)
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