In letzter Zeit stoße ich allenthalben auf den Begriff "Altersarmut". Ich kenne persönlich Menschen, die sich davor fürchten, ihr Seniorendasein dereinst in Armut verbringen zu müssen. Obwohl traurige Aussicht, ist das aber keine neue Entwicklung in der angeblich so wohlhabenden Bundesrepublik. Ich erinnere mich an eine Begebenheit aus den frühen Achtziger Jahren, als ich den Begriff weder kannte, noch etwas mit ihm hätte anfangen können.
Damals - und heute immer noch, nehme ich an - gab es in den Perry Rhodan-Heften alle paar Wochen einen mehrseitigen Beihefter, den sogenannten Report. Darin waren unter anderem Informationen und kleine Artikel rund um die Szene zu finden. Auch gehörten dazu die Kontaktnachrichten. Leser und Fans wandten sich an Gleichgesinnte, um Nachrichten auszutauschen, Clubs zu gründen und was der Dinge mehr sind.
Eines Tages stach mir eine Notiz ins Auge. Sie stammte von einem ehemaligen Perry Rhodan-Leser, der in Rente war und nun in den Riehler Heimstätten lebte. Die Riehler Heimstätten sind das größte mir bekannte Seniorenzentrum, bestehend aus mehreren einzelnen Wohnhäusern inmitten einer idyllischen Parklandschaft, gelegen im Kölner Stadtteil Riehl, mit Rheinblick und nur wenige Fußminuten vom Colonia-Hochhaus entfernt, in dem ich damals wohnte.
Der alte Herr schrieb, er habe viele Jahre Rhodan gelesen, könne sich von seiner schmalen Rente aber keine Romane mehr leisten. Er bat darum, falls jemand seine Hefte loswerden wolle, sie ihm kostenlos zukommen zu lassen. Dabei legte er keinen Wert auf Aktualität. Es konnten ruhig auch alte Hefte sein. Wie gesagt, unter Altersarmut hätte ich mir seinerzeit nichts vorstellen können, aber allein dieser Hilferuf bewegte mich irgendwie. Und nicht nur mich.
Thomas K. und ich packten also stapelweise Rhodan-Romane zusammen und marschierten kurzentschlossen zu den Heimstätten. Es gelang uns, den alten Herrn ausfindig zu machen, der, soweit ich mich erinnere, in einem kleinen Zimmer lebte und sich, wie offensichtlich zu sehen war, keine großen Sprünge erlauben konnte. Er war überglücklich und dankbar für das Lesematerial, das wir ihm tütenweise anschleppten.
Ich habe ihn danach nie wieder gesehen. Ich weiß nicht einmal mehr, wie er aussah, geschweige denn seinen Namen. Aber ich habe, ohne es damals zu ahnen, einen Vorgeschmack auf diesen Begriff bekommen, der mittlerweile in aller Munde ist.
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