Donnerstag, 6. September 2012

BAP auf der Loreley


Verdamp lang her, das kann man wirklich sagen. Denn erst 30 Jahre und 3 Tage nach dem legendären Konzert von 1982 im Rahmen des Rockpalastes stand BAP wieder auf der Freilichtbühne der Loreley. Immer wieder während des dreistündigen Auftritts kam Wolfgang Niedecken auf das damalige Ereignis zu sprechen. So merkte man, wie sehr es ihm laut Ansager Peter Rüchel eine Herzensangelegenheit war, musikalisch an diesen Ort zurückzukehren. Niedecken ließ das Publikum seine Begeisterung über den damaligen Auftritt und das ganze Drumherum spüren, besonders Rory Gallagher kennengelernt und sogar kurz auf dessen Gitarre gespielt zu haben.

Der Wettergott hatte ein Einsehen. Nach dem verregneten Vortag gab es blauen Himmel und Sonnenschein satt. Das Open Air Gelände war brechend voll. Die Loreley ist für mich ohnehin der schönste all jener Veranstaltungsorte, die ich schon zu Konzerten besucht habe. Gleich über dem Rhein gelegen, mit einem wunderschönen Ausblick und ringsum grün. Am späten Abend der Untergang der prallen gelben Sonne hinter den Hügeln auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Da hält nur die Berliner Waldbühne mit. Rund 10.000 Zuschauer waren zusammengekommen.

Vom Opener Stoppok bekam ich nur die letzten beiden Stücke mit, mit akustischer Gitarre und blueslastig. Hubert von Goisern, von dem ich zuvor wohl noch nie bewußt ein Lied gehört hatte, hatte ich bis dato immer als einen waschechten Bayern verortet. Die Österreicher mögen es mir verzeihen. Bei seinem Auftritt konnte ich nachvollziehen, wie sich BAP-Hörer fühlen, die des Kölschen nicht mächtig sind. Ich verstand nämlich bestenfalls ein Viertel der österreichischen Texte. Die Musik hat mir gut gefallen, ziemlich rockig mit Ausflügen zu ländlicher Folklore in elektrifizierter Form, mehrfach garniert mit minutenlangen Jodelattacken.


Ich und Freund Mathias, der BAP-Graphiker, nach dem Konzert.
(c) Foto by Adolf Kesseler
Als Intro läuteten die Glocken des Kölner Doms, was gleich heimatliche Klänge bescherte. BAP begann mit Halv su wild und hörte auf mit Songs sinn Dräume. Dazwischen lagen musikalische Erinnerungen aus den letzten 35 Jahren, darunter selbstverständnlich die Dauerbrenner Verdamp lang her und Do kanns zaubre, zum Glück auch wieder Ne schöne Jrooss sowie meine Lieblingsstücke vom aktuellen Album Chlodwigplatz und Verjess Babylon sowie All die Aurenblecke. Insgesamt gab es 27 BAP-Stücke, danach noch wie vor 30 Jahren Knockin' On Heavens Door, bei dem alle zusammen auf der Bühne standen, BAP, Stoppok, Hubert von Goisern.

Wolfgang Niedecken zog dabei alle Register, mal nachdenklich, mal kritisch, melancholisch oder vergnügt, mit der Rocktruppe im Rücken oder allein mit akustischer Gitarre und Mundharmonika. Bei alledem ehrlich, aufrichtig und authentisch. Und glücklich mit all den Leuten, die, wie er selbst sagt, nach all der langen Zeit immer noch zu seinen Auftritten kommen.

Es war ein schöner Abend, ein magischer Abend mit großen Momenten. Ich hätte ihn nicht verpassen mögen. Wie Wolfgang am Ende feststellte, wird er 91 sein, sollte es wieder 30 Jahre bis zum nächsten Auftritt auf der Loreley dauern. Das kriegt er hoffentlich viel schneller hin. Bis dahin werde ich andere Gelegenheiten nutzen, ihn und BAP live zu sehen. Immer wieder, und stets mit der gleichen Begeisterung wie beim ersten Mal.

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